Hund voraus!

Ich war sechs Jahre alt, als ich unseren ersten eigenen Hund in den Händen hielt. Viel mehr in nur einer Hand, da der wenige Wochen alte Cocker-Spaniel-Welpe anfangs gerade einmal eine Kinder-Handfläche ausfüllte. Da war sie, unsere Susi, das einzige Mädchen neben acht Hunde-Brüdern. Kurz nachdem sie neun Wochen alt war, durften wir sie abholen und fortan stellte sie unser Leben auf den Kopf. Über 16 Jahre begleitete sie mich Tag für Tag – durch Grundschule, Kindheit, Jugend, Abitur und Studium. Für mich war es das Schönste auf der Welt. Damals war ich aber auch „nur“ das Kind, mit der Erziehung, Verpflegung und Verantwortung hatte ich vor allem in den Anfangsjahren noch wenig zu tun.

2013 kam dann der Tag, an dem wir uns von Susi verabschieden mussten. Zeit heilt Wunden, das ist wahr. Aber in diesem Moment, wenn der geliebte Vierbeiner geht, kann man sich nur schwer vorstellen das nochmal zu erleben.

Da mir der Hundekontakt so fehlte, habe ich über Facebook und Co. nette Menschen gefunden, deren Hunde ich sitten durfte. Angefangen bei Cockern über Münsterländer bis zu Schäferhund und Ridgeback – ich durfte so viele tolle Hundeseelen kennenlernen.

Ich wusste immer: Irgendwann würde ich wieder einen eigenen Hund haben. Doch für diese Verantwortung, die gut und hoffentlich 15 Jahre oder länger andauert, müssen die Bedingungen passen: Zeit, Job, finanzielle Mittel, Wohnungsumfeld und vieles mehr. Lange fühlte es sich an, als passte immer etwas nicht. Bis jetzt.

Neue Wohnung, neue Umstände – das Nest ist bereit

Im vergangenen Herbst sind wir in eine neue Wohnung gezogen – nach acht Jahren in meiner Kölner Traumwohnung eine echte Umstellung für mich. Doch die neue Bleibe ist warm, gut gedämmt, groß und Hunde sind explizit erlaubt. Halleluja! Was auf dem Land nichts Besonders sein mag, grenzt in der Domstadt an ein Wunder. Selbst als nicht musizierender Nichtraucher ohne laute Hobbies, ohne jeglichen Freundebesuch, ohne laute Verwandte treibt einen die Wohnungssuche in den Wahnsinn. Dass wir tatsächlich eine Neubauwohnung mit erlaubter Hundehaltung und Gartenanteil gefunden und vor allem bekommen haben, ist wahres Glück. Teures Glück. Aber Glück.

Nun hatten wir uns eingelebt, die Küche war nach dreimonatiger Lieferzeit eingebaut und Freunde hatten uns bereits zu Weihnachten die ersten Hundespielzeuge geschenkt. Die Zeit war gekommen. Diesmal wollte ich einen Hund aus dem Tierschutz adoptieren. Ich suchte nach Vereinen in unserer Nähe und wurde schnell fündig. Nach einigem Durchforsten von Websites und Hundebeschreibungen sowie ersten Telefonaten mit Verein und der aktuellen Pflegestelle des Hundes fuhren mein Freund und ich zum ersten Kennenlerntermin. Mir war schon vor der Suche klar: Es würde nicht schwer werden, einen süßen Hund zu finden. Es gibt kaum Exemplare, bei denen mein Herz nicht direkt ins Schwärmen verfällt.

Liebe auf den ersten Blick

Auch in jenem Moment sollte es nicht anders kommen. Die Tür ins Zimmer ging auf und da saß sie auf dem Sofa ihrer Pflegefamilie. Sah uns an. Und kam direkt auf uns zu. Eine mittelgroße Mischlingshündin, vermutlich im März 2021 geboren und damals seit etwa zwei Wochen in Deutschland. Mit aufmerksamen Augen, freundlicher Offenheit und Kuschelbedürfnis.

Seitdem haben wir sie noch zweimal getroffen. Jedes Mal hatte sie neue Dinge gelernt, inzwischen war sie schon stubenrein geworden. Und am kommenden Sonntag ist es nun soweit. Nach all den Jahren ohne eigenen Hund zieht die kleine Maus in unsere vier Wände. Besser gesagt: wird Teil unserer Familie. Ein Hund bedeutet Gassigänge im Regen, angekaute Schuhe, nasse Pfoten auf dem Sofa und jede Menge Zeit, Geduld und Arbeit. Aber ich könnte mich nicht mehr darauf freuen. Gerne will ich euch und mein späteres, vergessliches Ich auf dieser Reise mitnehmen und unseren Werdegang von anfänglichen Bekannten zum hoffentlichen Dreamteam hier begleiten. Ich bin gespannt und vielleicht seid ihr es ja auch.