Frohe Weihnachten!
Was habe ich früher ungeduldig auf Weihnachten gewartet. Ewig lang und zäh erschienen mir diese ersten Wochen im Dezember, an denen ich Tag für Tag ein Türchen öffnen und die Schokolade vernaschen durfte. Die Schultage zogen sich hin wie Kaugummi, gleichzeitig stieg die Vorfreude weiter und weiter. Ja, als Kind war ich sehr erpicht auf die Geschenke, die ich am 24. Dezember voller Erwartungen und Neugier auspacken durfte. Eines Tages wich die Spannung der Unverfrorenheit und mein junges Ich schlich durchs Haus, auf der Suche nach den noch unverpackten Kostbarkeiten. Allzu schwer versteckt waren sie nicht, der Kleiderschrank der Eltern erwies sich als bis dato geheimes Versteck. Ich habe natürlich nur kurz einen Blick hineingeworfen, wusste ich doch um die moralische Verwerflichkeit meines Tuns.
Weihnachten: Chaos vs. Auszeit
An Weihnachten kommen wir in der Regel zur Ruhe – so die Idee – und erinnern uns an frühere Zeiten, geliebte Menschen und chaotische Familienzusammenkünfte. Was mir jedes Jahr wieder ins Gedächtnis kommt, war der Akt des Baum-Aufstellens. Das ging fast nie ohne Gemecker vonstatten. „Der Baum ist schief“, kritisierte dann immer jemand (meine Mama). „Ist doch gar nicht wahr“, entgegnete das Gegenüber (Papa). In einem Jahr sollten gar einmal die Nachbarn schlichten und helfen, das grüne Geschöpf der Natur als akkurat gerade Augenweide in unserem Wohnzimmer anzurichten. Als Kind fand ich das alles herrlich komisch und auch meine Oma hat sich bestens amüsiert.
Ich werde älter – und Weihnachten schneller
Spätestens seit dem Einstieg ins Arbeitsleben hat sich die quälend langsame Vorweihnachtszeit in eine rasend schnelle Phase verwandelt, die der Arbeitnehmer in verbleibende Kalenderwochen teilt. Statt ungeduldig Tage abzuhaken, blättern die Dezember-Tage nun wie ein Daumenkino so flott vor sich hin, dass der Heiligabend blitzschnell vor der Tür steht. Die Wohnung will dekoriert werden, Geschenke gilt es zu besorgen, Arbeitstage zu überstehen. Hat man sich dann auch einen netten Lebenspartner angelacht, kommt die große Frage, wo und wie bringt man die alten Lieben und die neuen Lieben unter?
Auch wenn vielleicht der kindliche Zauber nicht derselbe ist wie früher, so bedeutet Weihnachten für mich auch heute noch eine wunderbare Zeit des Runterkommens, Krafttankens und Abschaltens. Ja, sicher verleihen der Konsumwahnsinn, die langen Warteschlangen an den Kassen und die ambitionierten Kochmarathons (der Fairness und Transparenz halber: Mama läuft, ich reiche ihr nur ab und zu das Wasser) dem Ganzen eine gehörige Portion Hektik, die wir uns ja selbst auferlegen.
Für mich steht diese Zeit für die Rückkehr in die Pfalz zur Familie, das Wiedersehen von Freunden und viele aufkommende Erinnerungen. So wie zum Beispiel gestern, am 23. Dezember, als ich mit einer meiner besten Freundinnen (ich schätze mich sehr glücklich, gleich mehrere an meiner Seite zu haben) einen Elektronikkaufmarkt besuchte. Kleiner Tipp zum Rätseln: Das Unternehmen lässt sich mit einer Süßigkeit abkürzen, die sich wunderbar im Kino knabbern lässt und je nach Sorte beispielsweise mit Erdnüssen gefüllt ist, jammi! Kaum fahren wir also dort auf den Parkplatz – heute mit eigenem Auto und Führerschein in der Tasche – läuft in meinem Kopf ein Film aus Kindheitstagen ab. Genau in dieser Filiale habe ich früher des Öfteren ein neues Videospiel bekommen. Nach dem Einkauf saß ich auf dem Rücksitz des Familienfahrzeugs und las mit großen Augen und voller Vorfreude den Klappentext. „Fange über 100 neue Pokémon!“, „Rette die Bewohner von Hyrule!“ oder „Erlebe 16 neue Rennstrecken!“ hieß es dort. Ich war jedes Mal so unglaublich aufgeregt und wollte nur noch nach Hause und das Spiel ausprobieren. Doch Pustekuchen. Fast immer ging es zunächst in ein Restaurant, um die Mägen von Papa, Mama und mir zu füllen. Diese Essenspausen vergingen wie die Vorweihnachtszeit so elend langsam, als wollten sie nie enden.
Heute hatte ich ein Lächeln auf dem Gesicht, als ich an diese Momente zurückdenke. Ach Weihnachtszeit, du schöne Zeit! Möge sie auch manchmal stressig sein, genieße ich doch jeden Augenblick!
Ich wünsche meiner Familie, meinen Freunden, altbekannten wie neuen Lesern frohe Weihnachten, entspannte Feiertage, das Treffen mit den Liebsten oder eine ganz persönliche Auszeit. Und den Menschen, die in zahlreichen Berufen auch an diesen Tagen arbeiten müssen, wünsche ich möglichst ruhige Dienste, wenige Zwischenfälle und anschließend auch ein paar Tage verdiente Ruhe. In diesem Sinne: Fröhliche Weihnachten – und, darf ja auch nicht fehlen – einen guten Start ins neue Jahr!
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