Die Sonne scheint durch die grünen Baumwipfel. Es geht ein leichter Wind, ich höre verschiedene Vögel in der Umgebung. Klingt nach einer Krähe, Reihern und Enten. Etwas weiter entfernt quaken ein paar Frösche und auch ein paar Grillen machen meine Ohren aus. Und nervige Mücken. Deren Geräusch ist das Einzige, das mich an dieser wunderschönen Naturkulisse an diesem herrlich friedlichen, sonnigen Tag stört. Ich habe heute keine dringenden Termine und gönne mir daher einen Spaziergang zum See. Ich stehe gerade so nah am Wasser, dass meine Schuhe nicht nass werden. Zu hören, wie die leichten Wellen sanft ans Ufer platschen, bringt mich weit weg von meinen Alltagsgedanken. Einfach mal innehalten und durchatmen. Sich aufs Jetzt besinnen, auf den Moment. Das Heute fühlen statt an morgen zu denken.
Allein diese Zeilen zu schreiben, entspannt mich. Während ich sie verfasse, höre ich noch das Plätschern, die Vögel und das Zirpen der Grillen. Doch ich befinde mich nicht etwa draußen in der Natur am See. Ich liege auf meiner Couch, trage Kopfhörer und tauche mit Augen und Ohren in die Welt von Red Dead Redemption 2 ein. Ein Videospiel, das mich in den Wilden Westen im Jahr 1899 befördert. Meine spielbare Person zählt zu den letzten Cowboys und erzählt eine Geschichte um Raubüberfälle, rasante Verfolgungsritte zu Pferd und der Suche nach einem Zuhause.
Es ist eine Weile her, dass ich es zuletzt gespielt habe. Das klassische Problem: Jetzt bist du älter, hast Geld für Spiele, aber nicht genug Zeit, sie zu spielen. Heutzutage gibt es immer mehr mit Spannung erwartete Blockbuster-Titel, die gerne mehr als 50 oder gar 100 Stunden Inhalt bieten. Kaum hatte ich das Spiel gestartet, fand ich mich in der anfangs beschriebenen Naturszenerie wieder. Und staune, wie klar das Wasser aussieht, wie lebensecht die Tiergeräusche klingen, wie realistisch es wirkt, wenn mein Pferd mit den Hufen schart. Mich hat augenblicklich die Faszination gepackt, in was für einer Videospielzeit ich eigentlich lebe. Die Anfänge um Pong und Pacman habe ich als 1990er-Kind gar nicht mal live mitbekommen. Für mich hat das Zocken mit Super Mario Bros. auf dem Ur-Gameboy angefangen, den ich von meiner älteren Schwester übernehmen durfte. Weiter ging es mit einem Nintendo 64 als Ostergeschenk während meiner Kindheit. In der Jugend habe ich mit meinem Papa einige Stunden auf dem Green verbracht. Nicht auf einem echten Golf-Court, sondern in Mario Golf.
Moderne Technik schafft beeindruckende Welten
Der Begriff Immersion beschreibt das Eintauchen in virtuelle Welten, sodass wir diese als fast real wahrnehmen. Für mich fühlte es sich eben so an, als säße ich wirklich auf meinem Pferd, als reite ich wirklich durchs flache Wasser. Die Immersion bei Red Dead Redemption ist sehr gelungen, da spielt alles zusammen: Grafik, Sound, Charaktere, Story. Es ist ein großartiges Gesamtkonzept. Dieser Effekt hat mich eben so erwischt, dass ich in diesen Zeilen einmal betonen möchte: Wie gut sind bitte aktuelle Videospiele? Es ist unglaublich, in welche Welten uns Programmierer heute schicken können. Ohne dass wir die Tür verlassen.
Nächste Woche startet die Gamescom 2019. Und ich frage mich beim Anblick von Red Dead Redemption 2: Was soll da noch kommen? Wie kann es noch besser werden als das hier? Doch ich vergleiche das mal mit dem Essen – ebenfalls eine Lieblingsbeschäftigung meiner selbst. Ich mag Crêpe, ich mag Steak, ich mag Italienisch, ich mag Vietnamesisch, ich mag Burger-Buden, ich mag Brauhäuser. Alles auf seine Art gut. So sehe ich es auch bei Spielen. Es gibt schier unendliche Möglichkeiten, so viele Genres für so viele unterschiedliche Zielgruppen. Und die Spiele werden immer raffinierter, immer schöner, immer cleverer. Ich bin gespannt, was mich dieses Jahr in den Hallen erwartet und lasse mich überraschen. Bis dahin tauche ich aber wieder ab. In den Wilden Westen.
Kurz gefasst
Red Dead Redemption 2 erschien am 26. Oktober 2018 in Deutschland für die Playstation 4. Es handelt sich um einen Nachfolger des 2010 veröffentlichten Red Dead Redemption 1, das zu jener Zeit ein beeindruckendes Beispiel für ein Open-World-Spiel war. Open-World meint, du kannst eine freie, offene, schier unbegrenzte Welt erkunden. Eine große Weltkarte statt zahlreicher einzelner Level oder Orte, die durch lange Ladebildschirme getrennt sind.
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