Ich wurde abgeschleppt. Entgegen meiner ursprünglichen Vorstellung davon hatte das aber weder etwas mit vielen Gratis-Cocktails noch einem ungeplanten Stelldichein zu tun. Stattdessen hatte ich mir das Vergnügen selbst eingebracht. Doch von vorn.
Ich nutzte den gestrigen, heißen Sommertag für eine abendliche Partie Tennis – getrost nach dem Motto „Verschwitzt bist du ja eh schon“. Wieder an meiner Wohnung angekommen, suchte ich einen freien Parkplatz für meinen Fabia (ja, es ist ein Skoda Fabia und sein Name ist sehr einfallsreich). Ich stellte ihn bei uns an der Straße ab und sah ein Halteverbotsschild wegen Baumpflegearbeiten. Ich inspizierte es gründlich: „25.6. zwischen 7 und 17 Uhr.“ Alles klar, denke ich mir. Der 25. Juni war heute gewesen.
Schnitt. Nächster Tag. Es ist kurz nach neun Uhr und ich bin auf dem Weg zur Bushaltestelle, um zur Arbeit zu fahren. Kurzer Blick nach links, eine Reihe freier Parkplätze entlang der Straße. Soweit so gut, weitergelaufen. Stopp. Erneutes Umdrehen. Ungläubiges Wundern. Bittere Erkenntnis. In dieser Reihe stand auch mein Auto. „Kann nicht sein“, denke ich mir, schließlich habe ich ja extra noch einmal auf das Schild und das angegebene Datum geguckt. Ich erblicke einen Menschen in Baumarbeiten-geeigneter Bekleidung, erkläre ihm, dass die Arbeiten auf dieser Seite der Straße doch am 25. Juni abgeschlossen sein sollten. Mein Auto wurde aber augenscheinlich abgeschleppt. „Ja genau“, sagt er, „der 25. ist heute“. Die Erkenntnis sinkt tiefer. „Ach so, okay, danke“, sage ich kleinlaut. Mein Auto wurde also abgeschleppt. Das ist mir in rund zehn Jahren Autofahren noch nicht einmal passiert. Drei Blitzerfotos habe ich in der Zeit gesammelt, aber immer nur für geringe Beträge, mein Punktekonto in Flensburg ist leer. Nun das. Und das obwohl ich mir das Datum auf dem Schild ja sogar nochmal genauer angesehen hatte. Mein morgendliches Wutlevel stieg schlagartig an – mir blieb allerdings wohl oder übel nichts anders übrig, als mich über mich selbst zu ärgern. Ordnungsamt und Abschleppdienst machen schließlich auch nur ihren Job an diesem Hitze-Rekord-Tag.
Was nun? Erstmal zurück in die Wohnung, Fahrzeugschein und Autoschlüssel holen. Anschließend fuhr ich erstmal ins Büro. Dort angekommen, googelte ich kurz nach „Abgeschleppt Köln“ und kam schnell auf die Seite der Stadt Köln. Dort heißt es: „Bitte wenden Sie sich an das Servicetelefon des Ordnungs- und Verkehrsdienstes. Unter der Rufnummer 0221 / 221-32000 erhalten Sie weitere Informationen.“ Ist unter dieser Nummer niemand zu erreichen – zum Beispiel außerhalb der Servicezeiten – hilft ein Anruf bei der Polizei unter 0221 / 2290 weiter. Nach zwei Rauswürfen aus der Leitung und fünf Minuten Warten beim dritten Versuch erreichte ich endlich eine Mitarbeiterin. Ich diktierte mein Kennzeichen, der Amtsrechner rödelte und spuckte wenig später die Adresse des Abschleppdienstes aus, auf dessen Hof mein geliebtes Auto inzwischen kurzfristig umgezogen war. Ich erkundigte mich vorsichtig und auf das Schlimmste gefasst nach dem Preis, mit dem ich rechnen müsste. Circa 150 Euro, so die Frau. Nun gut, also auf zum Abschleppdienst.
Glück im Unglück, dass dieser sich in der Nähe meiner Arbeit befand. Selbst mit der Bahn wäre ich in rund 20 bis 25 Minuten da gewesen, netterweise setzte mich aber mein Kollege mit dem Auto ab. Ich erklärte kurz, was passiert war. Die Mitarbeiterin des Abschleppdienstes nickte wissentlich und drückte mir zunächst einmal einen Brief der Bußgeldstelle in die Hand, Betreff „Anhörung gemäß §28 Verwaltungsverfahrensgesetz Nordrhein-Westfalen“. Was steht da drin? Mitarbeiterin XY hat mein Fahrzeug im Halteverbot gesehen, einen Zettel dran gepackt und den Abschleppdienst gerufen. Den muss ich nun bezahlen plus die „noch zu erhebende Verwaltungsgebühr“ – in meinem konkreten Fall in Höhe von 62 Euro. In den nächsten Wochen erreicht mich dazu noch ein Gebührenbescheid.
Soweit so gut. Nachdem ich den Wisch entgegengenommen hatte, fragte mich die Dame beim Abschleppdienst, ob ich bar oder mit Karte zahlen möge, Kreditkarte ist nicht möglich. „Mit Karte bitte“, sage ich und gebe ihr meine Bankkarte. Ich frage noch, wie viel denn fällig wird und seufze leicht als sie 149,94 Euro sagt. Auf diesen Betrag hatte ich mich nach einer kurzen Online-Recherche bereits eingestellt. Da wusste ich aber nichts von der Verwaltungsgebühr der Stadt. Zudem erwartet mich laut Aussage des Abschleppdiensts zudem auch noch ein Knöllchen für das Parken im Halteverbot. Je nachdem wie das ausfällt, hat mich der leichtsinnige Datumsverwechsler zwischen 210 und 250 Euro gekostet. Glaubt mir, ich kann mir schönere Wege vorstellen, in den Tag zu starten. Und selbstredend ärgere ich mich sehr über mich selbst. Gleichzeitig weiß ich, dass so etwas jedem früher oder später passieren kann und ich es sowieso nicht mehr ändern kann. Und ich versuche mir nicht vorzustellen, was ich mit den 250 Euro alles hätte essen/anschaffen können…
Anschließend sammelte mich ein sehr gut gelaunter Mitarbeiter im ADAC-Wagen ein, um mich zum Abstellgelände zu bringen. Das war circa zehn Autominuten entfernt. Dem Mann muss ich wirklich lassen, dass er versuchte mich aufzumuntern. Ob mein Fahrzeug zum ersten Mal abgeschleppt wurde, fragte er mich und verstrickte mich in eine flockige Unterhaltung, um mich von meinem Ärger abzulenken. Er konnte ja auch nichts dafür, macht er doch auch nur seinen Job. Es half ein wenig, präsent blieben mir aber die Gedanken an die Beträge, die nun von meinem Konto abgehen würden. Auf dem umzäunten Gelände am Kölner Großmarkt tummelten sich neben meinem Fahrzeug noch fünf weitere. Ob die alle von heute seien, fragte ich. Nicht alle, aber hier käme schon öfter einiges zusammen. Allein dieser Abschleppdienst greife täglich um die 150 Fahrzeuge auf. Wieder in meinem geliebten Fabia, erfreute ich mich an der im letzten Jahr teuer reparierten Klimaanlage und fuhr zurück ins Büro. Nach Feierabend parkte ich absichtlich weit weg von den Halteverbotsschildern – auch von dem, das nur für heute galt. Klar kann man hier nun wieder parken… aber die Parkplätze wirkten auf mich wie verbrannte Erde. Also lieber in sicherere Gefilde. Die nächsten Tage stehen weitere Baumpflegearbeiten in unserer Straße an. Ich werde beim nächsten Mal aber ganz sicher mein Gefühlsdatum mit dem tatsächlichen Kalendertag abgleichen. Wie heißt es so schön: Aus Fehlern lernt man!
Übrigens: Die Preise können je nach Abschleppdienst und Stadtteil variieren. In meinem Fall wurde für das Abschleppen 117 Euro fällig plus neun Euro Tagespauschale. Für jeden weiteren Tag kommen neun Euro dazu. Ach und Mehrwertsteuer fällt auch an, macht circa 24 Euro on top.
4 Kommentare
Oh, wie ätzend. Du Arme! Danke für den Bericht, ist nochmal eine gut Mahnung, schön vorsichtig zu sein.
Danke für dein Feedback. Wenn es nur einen gibt, dem das Ganze durch diesen Text erspart bleibt, hat es sich schon gelohnt!
Es tut mir leid, dass du diese Erfahrung gemacht hast.
Es freut mich, dass du darüber diesen netten Bericht veröffentlicht hast.
Herzliche Grüßle
Lothar
Ja, war eine teure Dummheit. Aber das passiert mir so schnell nicht nochmal. Herzliche Grüße, auch an Sisko!