Filme im Kopf ohne Uraufführung
Es gibt Momente, in denen wir nicht ehrlich sind. Zu uns und zu anderen. Momente, in denen wir nicht sagen, was wir eigentlich gerne loswerden wollen. Gedanken, die uns vielleicht ein paar Tage oder aber auch schon viele Jahre verfolgen. Entweder, weil wir andere nicht verletzen wollen, indem wir aufrichtig sind. Oder weil wir uns selbst schützen wollen. Aus Angst, enttäuscht zu werden.
Mensch zu sein, ist manchmal sehr anstrengend. Während Tiere frei heraus zeigen, was sie fühlen und wollen, ist das bei uns Zweibeinern nicht immer so eindeutig. Wie oft kommt es vor, dass wir Gedanken im Kopf haben, diese aber vor anderen nicht aussprechen möchten? Aus Angst vor Enttäuschungen oder Konsequenzen.
Als wäre das nicht schon blöd genug, gibt es da noch ein weiteres Problem: Wenn man selbst nicht einmal weiß, was man eigentlich möchte. Wie kann das bitte sein? Ich bin im vollen Besitz meiner geistigen Kräfte und doch ist da keine klare Zimmeraufteilung in meinem Kopf. Es gibt nicht das Zimmer „Will ich“ und „Will ich nicht“. Im Zimmer 4 gibt es kein Schwarz-Weiß-Denken. Manchmal wünsche ich mir, es gäbe eine Karte – einen Plan zu meinem Kopf.
Und dann gibt es da noch verborgene Wünsche. Träume, die wir irgendwo in uns haben, an deren Umsetzung wir uns aber nicht wagen. Sei es, weil man selbst nicht an sich glaubt oder man wieder niemanden enttäuschen möchte. Da sind zum einen lächerlich unbedeutende Dinge, die die Welt in keinster Weise verändern würden. Zumindest die der anderen nicht, meine hingegen schon. So wünschte ich, ich würde eines Montags einmal die Bühne der Kölner Comedy-Kultveranstaltung „Kunst gegen Bares“ betreten. Menschen mit Geschichten zum Lachen zu bringen – diese Vorstellung schwebt schon sehr lange in meinem Kopf. Und dort wird sie noch lange weiterschweben. Denn mir fehlt es an Mut, Kreativität und Willen. Auch hier grüßt einen auch wieder die Angst vor Enttäuschungen. Denn so oft ich sage: „Nun gut, ich nehme einfach einen leeren Korb mit und wenn die Menschen meine Vorstellung schrecklich finden, gehe ich mit einem prall gefüllten Gemüsevorrat nach Hause“, fände ich den Moment wohl ziemlich demütigend.
Ich bin wohl kaum die einzige, die ab und an in geistigen Kinovorführungen sitzt. Auf der Leinwand läuft das eigene Leben, nur mit einer Prise mehr Ehrlichkeit. Doch hier stoppt der Film immer an der Stelle, an der ich aufrichtig zu mir oder jemand anderem bin. Denn dann ist Schluss. Wie es von da an weitergehen würde, werde ich nie wissen. Es sei denn, ich nähme einmal meinen Mut zusammen und würde es einfach tun.
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[…] Veranstaltungsort bereits Vorschusslorbeeren – verwirklicht sich dort doch vielleicht einmal mein Traum von einem Comedy-Auftritt im Rahmen der Kunst gegen Bares. Drinnen an der Bar wartete die volle Ladung Detox. Smoothies, […]